Mehrsprachigkeit

Mehrsprachigkeit– Fakten und sprachfördernde Tipps beim Erwerb von mehreren Sprachen


Simultaner (bilingualer) Erstspracherwerb

Das Kind erwirbt von Geburt an zwei oder mehr Sprachen.
Es vollzieht früh eine Sprachentrennung und entwickelt jede Sprache eigenständig.

Tipps:

  • Kinder brauchen gute Sprachvorbilder: Als Eltern sollten Sie in der Sprache mit Ihrem Kind sprechen, die Sie am besten beherrschen und in der Sie sich wohl fühlen.
  • Es hilft, wenn Ihr Kind eine Sprache mit einer Person verbinden kann (z.B. Mama spricht Albanisch, Papa spricht Deutsch).
  • Die zu erwerbenden Sprachen sollten an bestimmte Situationen gebunden sein (z.B. beim Essen am Familientisch wird Albanisch gesprochen, wenn der Vater mit dem Kind ein Buch anschaut, wird Deutsch gesprochen).
  • Vermitteln Sie Ihrem Kind nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur.
  • Seien Sie unbesorgt, wenn Ihr Kind zu Beginn die Sprachen mischt. Es wird lernen, die Sprachen konsequent zu trennen.


Sukzessiver Zweitspracherwerb
Das Kind erlernt erst nach dem 3. Lebensjahr eine zweite oder dritte Sprache.

Tipps:

  • Ermöglichen Sie Ihrem Kind möglichst oft Deutschkontakt (z.B. auf dem Spielplatz, deutschsprechende Gspänli zum Spielen einladen, Spielgruppe, Kinderkrippe, etc.).
  • Kinder lernen Sprache am besten durch gemeinsames Spielen, Erzählen von Bilderbüchern, Singen, Fingerspiele oder Reimen; Fernsehsendungen oder Computerspiele allein reichen nicht für das Erlernen einer Sprache.
  • Bleiben Sie bei Ihrer Muttersprache; vermitteln Sie Ihrem Kind aber auch, dass es wichtig ist, gut Deutsch zu lernen.


Mehrsprachigkeit und Spracherwerbsstörungen

Eine Spracherwerbsstörung bezieht sich immer auf beide Sprachen. Dies wird als sprachübergreifender Nachweis der Störung bezeichnet und gilt v.a. für die bilingual aufwachsenden Kinder. Diese Kinder benötigen Logopädie, da es ihnen meistens an Basisvoraussetzungen für das Sprachlernen fehlt.
Bei Kindern, welche eine zweite Sprache sukzessiv erwerben, gibt es individuelle Unterschiede. Viele Kinder erlernen die zweite Sprache ohne Probleme, einige haben eine echte Spracherwerbsstörung in beiden Sprachen, andere bekunden grosse Mühe mit dem Erlernen der Zweitsprache. Aber nicht jedes Kind, das seine Zweitsprache fehlerhaft spricht, hat eine „echte“ Spracherwerbsstörung. Ungünstige Erwerbs-bedingungen oder für das Kind undurchschaubare Unterschiede zwischen den beiden Sprachen spielen hier eine Rolle. Für diese Kinder ist eine zusätzliche Unterstützung z.B. in Form von Deutsch als Zweitsprache (DaZ) oder eine Sprachförderung angezeigt.
Wichtig: Sprachentwicklungsstörungen oder Stottern kommen bei mehrsprachigen Kindern nicht häufiger vor als bei einsprachigen.

Vgl.: www.kinderaerztliche-praxis.de